ÜBER 1 MILLION KALDNES TEILCHEN IM BODENSEE!

WENN AUFGEBEN KEINE OPTION IST!

Heute teilen wir mit Ihnen eine jahrelange Geschichte, die auch in Zukunft unsere Wege begleiten wird. Angefangen hat diese für uns im Herbst 2021. Als wir in Altenrhein beim Müllsammeln waren, entdeckten wir vermehrt kleine Teilchen. Es waren kleine Zahnrädchen die aussahen wie Nudeln. Jemand von unserem Team war sogar so überzeugt, dass es Nudeln sind, dass sie darauf gebissen hat, um es zu testen. Doch die Teilchen waren aus Plastik. Wir sammelten sie so gut es ging auf, doch es waren einfach viel zu viele. Wir machten Videos und Fotos. Zuhause informierten wir den Kanton St. Gallen, das Amt für Natur, Jagd und Fischerei über dieses Problem im Naturschutzgebiet Altenrhein.

Diese klärten ab was es sein könnte. Sie fanden heraus, dass es sich um Trägerteilchen handelt, sogenannte Kaldnes. Diese werden in Kläranlagen, ARA, Fischzucht, Aquarien etc für die Wasseraufarbeitung und Wasserreinigung gebraucht. Nur woher diese Teilchen stammten, das konnten sie nicht herausfinden.

Für uns war es keine Option es einfach dabei zu belassen, da wir das Problem bei der Wurzel beheben wollten. Somit begann eine jahrelange Recherche, alles in ehrenamtlicher Tätigkeit.

Wir nahmen Kontakt mit VSA (Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute) auf. Diese halfen uns mit Kontakten in der Region und den umliegenden Ländern. Noemi Solombrino und Rolf Marti, der Vorstand vom Verein ocean-R-evolution, welche seit 2016 das Grosse Around The Bodensee CleanUp organisieren, trafen sich mit zuständigen Behörden aus Voralberg, welche zwar nicht direkt weiterhelfen konnten, jedoch auch mit weiteren Kontakten behilflich waren. Auch trafen wir uns mit Deutschen Behörden, schrieben Unmengen an E-Mails und wurden von einem Land ins nächste verwiesen. Keiner konnte uns helfen.

Jedes Jahr, sammelten wir diese Teilchen weiter ein. Diese waren damals im Altenrhein und am Rheindamm zu finden und heute leider auch im Bodensee.

Der Kontakt zu VSA – Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute, Herrn Stefan Hasler ist geblieben. Im Mai 2023 lud er uns ein, den Jahresfilm vom Grossen Around The Bodensee CleanUp vor 300 geladenen Gästen aus der Branche zu zeigen.

Als der Film lief und die Stelle kam, wo diese Kaldnes zu sehen waren, begann der ganze Saal an zu lachen. Alle wussten somit was das für Teilchen waren. Das war unsere Chance. Als Noemi Solombrino auf die Bühne gerufen wurde, sagte Sie: «Da Sie alle an derselben Stelle gelacht haben im Film, wissen Sie was das für Teilchen sind. Bitte helfen Sie uns, herauszufinden woher diese kommen.» Die Gäste waren Fachleute aus Gemeinden und Kantonen. Am Mittag bildete sich spontan eine Diskussionsrunde wie wir das Problem ausfindig machen können.

Der Kanton St. Gallen, Amt für Wasser und Energie zeigte sich bereit der Sache intensiv nachzugehen. Bereits kurze Zeit später erhielten wir erste E-Mails, das herausgefunden wurde woher diese kommen. Für uns war es nicht genug. Wir wollten wissen wie es soweit kommen konnte und woher die Teilchen stammen. Wir blieben hartnäckig dran, immer wieder nach zu fragen. Bis irgendwann ein Telefonanruf kam und uns ein Gemeindepräsident persönlich anrief, um zu erklären was los war.

Hier nun die offizielle Information vom Kanton St. Gallen Amt für Wasser und Energie:

Seit Herbst 2021 werden an gewissen Stellen des Bodenseeufers neben viel anderem Plastikmüll auch kleine Plastikteilchen gefunden. Es handelt sich dabei um Trägerteilchen, wie sie vereinzelt in der biologischen Reinigungsstufe von Kläranlagen im so genannten Wirbelbettverfahren verwendet werden. Es gibt verschiedene solcher Teilchen in unterschiedlichen Formen. In den Kläranlagen wird durch mechanische Vorkehrungen wie Siebe etc. verhindert, dass die Trägerteilchen in den Auslauf und ins Gewässer gelangen. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass aufgrund eines unvorhergesehenen Ereignisses wie zum Beispiel einer unerwartet starken hydraulischen Belastung der Kläranlage Trägerteilchen trotz der Vorkehrungen in den Auslauf und ins Gewässer gelangen. Ein solches Ereignis ist im August 2021 in einer kleinen St.Galler Kläranlage im Einzugsgebiet des Bodensees erfolgt, wie aufwändige Recherchen mit Unterstützung der Organisatoren des Projektes «Around the Bodensee CleanUp» ergaben. Die in dieser Kläranlage verwendeten Teilchen sind klein und rund und sehen aus wie eine Art Pasta. Bei diesem Ereignis dürften Teilchen von insgesamt etwa einem Kubikmeter Volumen ausgeschwemmt und schliesslich bis in den Bodensee transportiert worden sein, wo sie seither an verschiedenen Stellen am Ufer in teilweise auffälligen Ansammlungen gefunden werden. Das Ausmass war von den Verantwortlichen auf der Kläranlage zunächst nicht erkannt worden, weshalb keine Meldung an die zuständigen Behörden erfolgte. Die betroffene Gemeinde leistet nun einen angemessenen Beitrag an das Projekt Around The Bodensee CleanUp, die Aufräumaktionen am Bodenseeufer organisiert und durchführt. Es wird jedoch nicht möglich sein, im Schwemmgut und zwischen dem restlichen Plastikmüll alle Teilchen herauszupicken. Andere am Seeufer auffindbaren Trägerteilchen konnten keinem besonderen Ereignis und keiner spezifischen Kläranlage zugeordnet werden. Die Teilchen werden auch in privaten Anlagen eingesetzt. Das Amt für Wasser und Energie des Kantons St.Gallen nimmt das Ereignis zum Anlass, um im Kanton St.Gallen Betreiber von Anlagen mit solchen Trägerteilchen aufzufordern, Massnahmen zu treffen, die ein Ausschwemmen der Teilchen gesichert und auch bei ausserordentlichen Situationen verhindern. Das Amt hat zudem die Fachgremien der internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) informiert und um eine Sensibilisierung betroffener Anlagenbetreiber im ganzen Einzugsgebiet gebeten. 

(Aktueller Stand 14. Mai 2024, ob und wieviel die betroffene Gemeinde an das Projekt spendet, ist noch nicht definiert worden. Auch ist noch offen, ob das Amt für Natur, Jagd und Fischerei einen Beitrag dazu leisten wird.)

Mit dieser Geschichte möchten wir Ihnen zeigen, wie wichtig es ist, an einer Sache dran zu bleiben. Viele Menschen haben sehr viel um die Ohren in ihren Berufen und dies oder jenes kann dann schon mal als «nicht so wichtig» eingestuft werden, da Fachleute Tag täglich so viele andere Probleme und Aufgaben für die Allgemeinheit zu lösen haben. Auch ist die Vermüllung allgemein an den Ufern am Bodensee an vielen Stellen enorm, dass solche kleinen Teilchen als «nicht so relevant» eingestuft werden können. Wir blieben über all die Jahre zielorientiert und hartnäckig für diese Sache, die in unseren Augen wie auch die grosse Vermüllung mit anderem Plastik, Glas und Dosen sehr wichtig erscheint. Ein Plastikteilchen, welches in Unmengen am Bodenseeufer zu finden ist und das sogar über viele Jahre. Kaldnes Teilchen die sogar von uns Menschen als Nudeln verwechselt werden, so dass jemand reinbeisst, um sie zu probieren, werden bestimmt auch von Tieren als Nahrung verwechselt!? Auch lösen sich diese Kaldnes Teilchen durch Verwitterung, wie auch anderer Plastik, zu noch kleinerem Mikroplastik auf.

Die Kaldnes Teilchen, wie auch andere Kleinstplastikstücke werden bei unserem Projekt jetzt noch vermehrter eingesammelt. Dieses Projekt heisst «Mikroplastik / Around The Bodensee CleanUp». Das sind zusätzliche CleanUp Termine zum Grossen Around The Bodensee CleanUp. Hierfür brauchen wir Unterstützung, beim Sammeln und Finanziell, denn diese Arbeit ist sehr, sehr langwierig und aufwändig. Wir knien vor Ort und sammeln mit unseren Händen einzeln diese Teilchen auf. Bei Ihrer Spende können Sie das Wort: «Mikroplastik oder Kaldnes» angeben und es wird exakt für diese Sammelaktionen verwendet. Für nähere Informationen melden Sie sich gerne. Vielen Dank.

Einen grossen Dank geht an alle Menschen, die in irgendeiner Form bei diesen jahrelangen Recherchen ein Puzzleteil waren: Ein besonderer Dank geht an Stefan Hasler vom VSA (Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute) für alle Kontakte und Chancen. Sowie an das Amt für Wasser und Energie St. Gallen. Danke auch an Matthias Hendrickx-Fischer vom Vorarlberger Gemeindeverband sowie Herrn Dr. Frank Wäger-Baumann vom Amt der Vorarlberger Landesregierung. Der Vereinsvorstand ocean-R-evolution, Rolf Marti und Noemi Solombrino investierten für alle Sitzungen, Recherchen und Aufräumaktionen, Unmengen an unbezahlter Freitage, sowie enorme Anfahrts- und immense Zeitaufwände über all die Jahre. Auch Iwan Pfäffli, Miriam Broger, Gwendoline Demmel, Stefan Küenzi, Jaqueline Löpfe, Gerda Sigrist, Igor Giunta, Hansjörg Hagmann, Ina Schelling, Simon Vogel, Kai Rösner, Daniel Janutin und Tochter, Michael Berger mit Sohn sowie der ganze Verein ocean-R-evolution und alle Around The Bodensee CleanUp TeilnehmerInnen haben unzählige Stunden zum einzelnen Aufsammeln dieser Teilchen investiert sowie grosse Anreisen mit dem Zug auf sich genommen. Es werden noch viele weitere Stunden investiert in Zukunft. Auch bekommen wir von diversen freiwilligen Helfern um den ganzen Bodensee wie zB. Lukas Schubert mit Kind Fotos zugeschickt, wie sie Teilchen aufsammeln.

Wenn auch Sie solche Teilchen bei Ihren Spaziergängen finden, behalten Sie diese bitte auf und melden Sie sich bitte bei uns per Kontaktformular. Wir haben etwas Kreatives damit vor! Seien Sie Teil dieser grossartigen «Mikroplastik / Around The Bodensee CleanUp» Sammel-Aktion und machen Sie beim Grossen Around The Bodensee CleanUp im Herbst mit.

Es ist ein grosser Erfolg, dass wir gemeinsam herausfinden konnten, woher die Kaldnes kamen. Wir konnten wichtige Stellen sensibilisieren, dass das passieren kann, bei einem Unwetter und somit die nötigen Schutzvorkehrungen vorab getroffen werden können. Wir werden auch in Zukunft unsere Zeit und Augenmerk auf diese Teilchen beim Sammeln legen und weiter unseren Weg gehen.

Es ist uns sehr geholfen, Sie wertschätzen und unterstützen die Projekte und den Verein. Damit wir auch in Zukunft gemeinsam so gute und wertvolle Sensibilisierungsarbeit leisten können.

Vielen Dank.

Noemi Solombrino, Rolf Marti, Iwan Pfäffli und der gemeinnützige Verein ocean-R-evolution

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WIr halten Euch in diesem Blog gerne auf dem Laufenden, wenn es um die Erfolge und Entwicklung des Projekts geht. Viel Spaß beim Lesen.