DIE RATTE IST BESOFFEN!

Heute waren wir in Rorschach um das Ufer von Müll zu befreien. Plötzlich huschte etwas bei uns vorbei. “Was war das?” Wir waren über die Wellenbrecher geklettert und fischten zwischen den grossen Steinen den Müll heraus, der entweder absichtlich dort hineingestopft oder angespült wurde. “Da! Schon wieder! Was ist das? Ah….” Jetzt sahen wir es! Es war eine Ratte, welche immer wieder hin und her flitzte. “Komisch, dass sie sich nicht versteckt bis wir weg sind..?”

Wir sammelten weiter. Iwan Pfäffli ging etwas weiter vor, er holte dort unter den dichten Gebüschen einiges an Müll heraus. Ich blieb unten am Wasser um dort entlang zu säubern. Es ist extrem viel Müll der zwischen Wellenbrecherfelsen zu finden ist, vor allem Dosen, PET Flaschen und Plastiksäcke.. Iwan sah eine Bierdose da liegen, er hob sie mit der Holzzange auf und merkte das dieses Mal etwas anders war…

“Hä? Was ist das? Irgendwie bewegt sich die Dose?”
Er lachte, da er dachte er täusche sich und legte die Dose langsam in seinen Eimer.. Dennoch blieb sein Blick an der Dose hängen. “Die Dose bewegt sich!” Er hob die Dose wieder vorsichtig aus dem Eimer und brachte sie zu mir in die Nähe. Iwan zeigte mir die Dose und legte sie vorsichtig auf den Boden. “Da ist was drin, das lebt.” In diesem Moment begann die Dose sich zu drehen. Gemeinsam versuchten wir zu erkennen was darin war.. Und da war tatsächlich ein kleines Köpfchen mit Knopfaugen und langer Nase, welches ganz durchnässt aus der winzigen Trinköffnung der Bierdose heraus lugte.

“Eine Baby Ratte. Oh nein! Ist das arme kleine Tier in der Bierdose gefangen?”
Wir hielten die Dose etwas schräg, so dass sie heraus kommen konnte, doch sie schaffte es nicht herauszuklettern. Die Öffnung der Bierdose war zu klein! “Wie konnte sie da überhaupt rein kommen?” Wir drehten die Dose vorsichtig schräg nach vor, doch wir sahen, das Tier war zu gross um da wieder raus zu kommen. Dann legten wir die Dose hin und waren einen Moment ganz still, so dass sie herauskommen würde.. Doch auch dieser Versuch klappte nicht.

Wir entschieden, dass wir das Tier da raus holen indem wir die Dose vorsichtig aufschneiden. Doch leider hatten wir kein Sackmesser dabei. Mit einer Glasscherbe die wir gefunden haben, konnten wir die Dose doch noch vorsichtig aufschlitzen. In dem Moment quietschte das Tier und presste ihren Körper vor Schreck durch die winzige Öffnung der Bierdose und kugelte heraus. Die Babyratte drehte sich mehrmals im Kreis und wankte hin und her.. Sie konnte nicht geradeaus laufen. Doch zum Glück war sie unversehrt aus dieser Dose heraus gekommen.

“Die Babyratte ist besoffen!”
Wie muss das wohl sein, wenn man kein Bierfreund ist und in einem Bierfass gefangen ist und das über längere Zeit? Auch als Bierfreund, ist die Vorstellung nicht so angenehm. Im Dunkeln im restlichen Bier zu liegen. Tage lang durchnässt zu sein. Der dauernde Geruch von Bier und dem eigenen Kot und Urin, welche sich vermischen mit Dreck, Feuchtigkeit und Schimmel. Was alles schön modrig am Körper klebt. Die Wände so glitschig, dass man keinen Halt findet. Immer mit dem Blick auf eine winzige Öffnung Richtung Freiheit. Durch die man jedoch nicht hindurch passt, weil die Kleidung (im Fall der Ratte das Fell) der Bauch und alles so aufgedunsen ist.. ich weiss nicht wie angenehm das wirklich wäre. Ich glaube wohl eher kaum.

Wir säuberten das Tier ganz vorsichtig mit Wasser und legten es in ein Gefäss, wo es sich etwas erholen konnte. Wir legten ihr Wasser in einem kleinen Plastikdeckel einer Pet Flasche dazu. Iwan kaufte im Shop am Bahnhof, schnell ein wenig Käse, welchen wir ihr ins Gefäss hinzu taten. Dann liessen wir sie sich erholen. Wir verdunkelten das Gefäss und sammelten weiter Müll der in der Natur lag. So hatte sie geschützt ihre Ruhe, um nicht von einem anderen Tier gleich verspeist zu werden. Denn so wie sie aktuell noch wankte, das würde nicht so gut heraus kommen.

Später gingen wir wieder zur Babyratte und sahen, dass es ihr etwas besser ging. Sie hat zwar nicht gefressen, doch Wasser getrunken hat sie. Als wir sahen dass sie sich wieder auf allen Vieren normal bewegen konnte, liessen wir sie dort frei wo Iwan sie zuvor gefunden hatte. Wir vermuten, dass die grössere Ratte, die wir zu Beginn immer hin und her flitzen sahen, wahrscheinlich die Mutter war. Vielleicht versuchte sie ihr Baby zu beschützen. Vielleicht wollte sie aber auch, dass wir die Dose finden um ihr helfen zu können. “Wer weiss, vielleicht spüren Tiere ja, dass wir hier sind um Müll aus ihrem Zuhause auf zu sammeln :)” Beide blieben den restlichen Tag versteckt und wir sahen sie nicht wieder. Wir hofften, dass sie sich vereint, irgendwo zusammen kuschelten und über das alles lachten was passiert war.

“Wie schlimm es doch ist, was so eine Blechdose in der Natur anrichten kann?” Hätte Iwan Pfäffli die Dose nicht im Gebüsch gefunden, wäre das Tier darin gestorben. “Vielleicht wäre sie zuvor sogar vom Füttern der verzweifelten Mutter immer dicker geworden und wäre irgendwann viel zu gross geworden für die kleine Dose..”

Nun aber zum Guten zurück. “Die Baby Ratte ist jetzt frei!”
Und Sie können sich auf den Jahresfilm freuen, denn dort werden wir Ihnen diese besondere Begegnung und Befreiung der Baby-Ratte zeigen. Der Jahresfilm kommt im Frühsommer raus. Bis dahin erzählen wir Ihnen gerne noch mehr unserer Erlebnisse bei den vielen CleanUps. Schauen Sie immer mal wieder hier vorbei. Wir freuen uns diese mit Ihnen zu teilen.

Bis bald, bleiben Sie fasziniert von der Natur & leuchtend für sich und Ihre Mitmenschen.
Noemi Solombrino & der gemeinnützige Verein ocean-R-evolution

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