Tagblatt, von Katharina Brenner
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Grosse Rheinputzete: Vom Untersee bis zur Nordsee
Über 6000 Personen sammeln heute Abfall am Ufer des Rheins – von der Quelle bis zur Mündung. Beim «Rhine Clean Up» entsorgen Freiwillige auch am Untersee Flaschen, Zigarettenstummel und Verpackungen.
Freiwillige in 57 Städten entlang des Rheins sammeln heute am Ufer Abfall wie Plastikflaschen oder Zigarettenstummel.
Engagierte Düsseldorfer rufen heute zum ersten Mal zur grossen Rheinputzete auf. Sie haben den «RhineCleanUp» initiiert. Der südlichste Ort, der sich beteiligt, ist Tujetsch in Graubünden, der nördlichste Wateringen in den Niederlanden. Über 6000 Anmeldungen aus 57 Städten in der Schweiz, Österreich, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden sind gemäss den Veranstaltern eingegangen. Man hoffe auf insgesamt 8000 Teilnehmer und träume von 10 000.
Nicht nur der Rhein wird heute geputzt, sondern die ganze Welt. Denn am 15. September ist «World Cleanup Day». In 150 Ländern sammeln Millionen von Freiwilligen Abfall an Strassen, Ufern, Stränden und in Wäldern. Auch in der Ostschweiz beteiligen sich Freiwillige als Teil des «RhineCleanUp», in Berlingen am Ufer des Untersees.
Spontane Teilnahme in Berlingen möglich 15 Personen haben sich angemeldet. «Wer spontan Lust hat, mitzumachen, ist herzlich eingeladen mitzumachen», sagt Regionalleiterin Noemi Solombrino. Treffpunkt ist um 13.30 Uhr hinter der Kirche beim Kinderspielplatz.
«Wir verteilen Abfallsäcke und Handschuhe, dann laufen wir in beide Richtungen los.»
Solombrino wohnt in Berlingen. Sie ist Präsidentin des Vereins «Ocean-R-evolution», der sich für Umweltschutz in den Ozeanen starkmacht. Über diesen Verein waren die Verantwortlichen des «RhineCleanUp» auf Solombrino aufmerksam geworden.
Gestern ist sie aus Süditalien zurückgekommen. Gemeinsam mit anderen Freiwilligen hat sie an den Stränden Apuliens Abfall gesammelt. Mehr als 14 000 Liter seien zusammengekommen. Auf die Frage, wie dreckig das Ufer des Untersees sei, antwortet Solombrino deshalb: «Verglichen mit dem Abfall in Süditalien, wenig.» Aber wer am Untersee entlanggehe, finde rasch Zigarettenstummel, Flaschen und anderen Abfall. «Die Schweiz ist nicht so sauber, wie man denkt.» In grossen Städten ist der Rhein Lebensgefühl
Folgt man dem Verlauf des Rheins, erreicht man einige Grossstädte, insbesondere im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen. Allein in Düsseldorf haben sich 800 Personen angemeldet, in Köln und Duisburg fast genau so viele. «Der Rhein gehört in diesen Städten zum Lebensgefühl dazu», sagt Joachim Umbach, Medienverantwortlicher des «RhineCleanUp». Er lebt in Düsseldorf, kennt den Bodensee aber gut als ehemaliger Chefredaktor der «Schwäbischen Zeitung». Die Verschmutzung von Flüssen und Meeren sei ein sehr emotionales Thema. 1000 Tonnen Abfall gelangen jedes Jahr über den Rhein ins Meer, heisst es auf der Homepage des Projekts. Noemi Solombrino sagt:
«Wenn jeder bei sich vor der Haustür anfängt, bewegt das bereits viel.»
Apulien ist nach Berlingen ihre zweite Haustür. Ihr Vater komme von dort, deshalb sei sie öfter in Süditalien. Allein zweimal jährlich für die Sammelaktionen am Strand. Für Solombrino ist die Rheinputzete heute der Auftakt für eine weitere Aktion: Zwischen dem 30. September und dem 4. November leitet sie das Projekt «AroundTheBodenseeCleanUp». Jeden Tag werden dann Freiwillige rund um den Bodensee Abfall an den Ufern sammeln, auch am Untersee. Es ist wie die Rheinputzete ein internationales Projekt – wenn auch nicht bis zur Nordsee.
Informationen zur Aktion in Berlingen:
www.aroundthebodenseecleanup.com